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Abschlussbericht Wyoming

Nun ist schon wieder mehr als ein Monat vergangen, seitdem ich auf meinem Missions Trip in Wyoming gewesen bin. Internationale Studenten werden innerhalb der USA ausgesendet und ich habe mich sehr gefreut, mit einer Gruppe ins Wind-River-Reservat in Wyoming gehen zu dürfen. Unsere Hauptaufgabe als Gruppe war, dass Ministry «Foundations for Nations» zu unterstützen.


Dank Informationen vom Ministry und Personen, die dort leben, wurde mir schnell klar, dass dieses Missionsfeld möglicherweise ganz anders ist als in vielen anderen Gegenden. In der Vergangenheit haben Kirchen und Christen der unterschiedlichsten Konfessionen versucht, die indigene Bevölkerung zu erreichen. Dabei hat man ihnen (gerade in Wyoming) verboten, die eigene Sprache zu sprechen und den männlichen Ureinwohnern wurden die Haare abgeschnitten. Ihre Geburtsnamen wurden verändert zu westlichen Namen usw. All das hat zu riesigem Chaos geführt und heute ernten wir, was viele Jahre zuvor gesät wurde. Viele Indigene dort vermeiden den Kontakt zu weissen Menschen und erst recht, wenn über Jesus gesprochen wird. Eine weitere grosse Herausforderung ist, dass die Menschen dort nicht arbeiten müssen, weil sie von ihren Stämmen bezahlt werden. Vor fast jedem Haus sind mehrere Autos im Garten abgestellt, die nicht mehr genutzt werden. Kaputte Autos werden nicht repariert, sondern einfach abgestellt und stattdessen wird ein neues Auto gekauft. Das gilt in den meisten Fällen auch für alle anderen Dinge. Häufig kann man bis zu drei Häuser auf einem Grundstück sehen, wovon nur eines gebraucht wird und die anderen sehen sehr heruntergekommen aus. Die Reservate haben ihre eigenen Gesetze und Regeln, die sich häufig von denen der USA unterscheiden. Auch glauben die meisten Indigenen in dem Reservat an keinen Gott.



Tag 1: Montag, 11.12.2023

Eine 8-stündige Reise brachte uns von Colorado nach Wyoming. Gegen 16:30 Uhr kamen wir in der neu gebauten Kirche im Wind River Reservat an. Das war auch unsere Unterkunft für die Woche. Nachdem wir uns eingerichtet hatten, gab uns das Ministry-Team am Abend Informationen zu der indigenen Bevölkerung in der Region. Diese haben mir geholfen, mein Gebet für die nächsten Tage spezifischer auszurichten.


Tag 2: Dienstag, 12.12.2023

An Tag Zwei ging es sofort richtig los. Outreach im Fort Washakie stand an der Tagesordnung. Wir boten den Einheimischen kostenlose Kleidung an. Es war sehr kalt draussen und während die Personen sich die Kleidungsstücke anschauten, hatten wir die Möglichkeit warme Getränke anzubieten und Gespräche mit ihnen zu führen. Mir wurde schnell klar, dass dieses Missionsfeld total anders ist als andere, die ich in der Vergangenheit erlebt hatte. Zum einem liegt das an der negativen Erfahrung aus der Vergangenheit der Indigenen und zum anderen daran, dass Viele an gar keinen Gott glauben. Die Mehrheit hier redet nicht gerne mit weissen Menschen und wenn man anfängt über Jesus zu sprechen, sind die meisten sofort abweisend. Da unsere Gruppe hauptsächlich aus internationalen Studenten bestand hatten wir einen gewissen Vorteil, da jeder direkt auf unsere starken Akzente aufmerksam wurde. So konnten wir meist leicht Smalltalk starten. Und in den meisten Fällen kam dann die Frage, was uns nach Wyoming gebracht hat. Da konnte ich dann mit unserer Geschichte einhaken und Zeugnis ablegen. Am Ende vom Gespräch fragte ich jede Person, ob ich für sie oder ihre Familie beten könne.



Diesen Nachmittag ging es für uns in ein Altersheim, wo wir vor allem mit der Weihnachtsgeschichte dienten. Wir sangen Weihnachtslieder und bastelten mit den Senioren. Sie haben sich sehr gefreut, da viele sonst nie Besuch bekommen. Die Familienangehörige melden sich häufig erst nachdem eine Person gestorben ist, um von einem möglichen Testament zu profitieren. Mein persönliches Ziel war es, den Menschen dort ein Lächeln zu entlocken, was nicht so einfach ist. Einen Grossteil der Zeit verbrachte ich mit einem Mann, der seit ca. 8 Jahren im Altersheim lebt. Während dieser Zeit hatte ihn niemand besucht, ausser christliche Organisationen die einen Outreach im Altersheim machten. Wir führten ein langes Gespräch über verschiedene Dinge und blieben bei der Weihnachtsgeschichte stehen. Ich fragte ihn, was Weihnachten für ihn bedeutet. Er gab mir eine längere Antwort und erwähnte auch, dass Jesus in die Welt gekommen ist. So fragte ich ihn, ob er Jesus kennt und ob Jesus sein Herr und Retter ist? Nach einer kurzen stillen Zeit sagte er: «Ich würde nicht sagen Retter und Herr. Er hat mir vergeben und weil er mir vergeben hat, kann ich anderen Menschen vergeben.» Der Mann wusste, wovon er sprach… Am Ende wollte er, das ich für ihn und seine Kinder bete.


Da heute auch mein Geburtstag war, hatte die Gruppe und das Ministry am Abend noch eine Geburtstagsfeier für mich geplant. 🥳


Tag 3: Mittwoch, 13.12.2023

Am dritten Tag stand ursprünglich der Besuch einer Entzugsklinik für Drogen- und Alkoholabhängige auf dem Plan. Dieser wurde aber kurzfristig gestrichen, da dort eine Krankheitswelle durchging. Also reisten wir als Gruppe zur Wind River Refuge Mission. Die Wind River Refuge Mission ist eine Organisation, die vor allem Familien aufnimmt, die kein Zuhause haben oder dort rausgeworfen wurden. Die Familien können bis zu drei Monate bleiben und sich während der Zeit ein neues Zuhause suchen. Sie werden mit Strom, Wasser und Essen versorgt. Wir hatten für jede Familie ein Lebensmittelpaket für die Weihnachtstage zusammengestellt. Die Kosten für die Pakete wurden komplett von den Spenden, die für diesen Mission Trip gesammelt wurden, gedeckt. Auch hier hatten wir Zeit, den Menschen zu dienen und mit ihnen zu sprechen. Sie waren sehr offen und haben sich riesig gefreut. Die meisten Familien hatten mehr als vier Kinder, die auf engsten Raum zusammen schliefen. An diesem Morgen erlebten wir, wie sich eine Person für Christus entschieden hat. Partyzeit im Himmel. 😉


Anschliessend ging es für uns zum «Womans shelter» (auch bekannt als Frauenhaus), dass vom Ministry geführt und finanziert wird. Die letzten 1,5 Jahre wurden genutzt, um eine alte Poststelle zu Wohnmöglichkeiten umzubauen. Das Ergebnis kann sich echt sehen lassen. Es ist modern und schön eingerichtet. In dem Haus haben bis zu 24 Personen Platz. Ziel ist es, Frauen und Kindern, welche von häuslicher Gewalt betroffen sind, ein sicheres Zuhause zu bieten und primär Jüngerschaft mit Christus im Zentrum zu leben. Die Frauen dürfen zwischen 3-6 Monate bleiben und haben während der Zeit auch die Möglichkeit, an verschiedenen Kursen teilzunehmen. 90-95% aller Frauen und Mädchen im Wind River Reservat waren bereits Opfer von sexueller Gewalt. Und nur 58 von 574 Stämmen in den ganzen USA bieten sichere Möglichkeiten für die Opfer. Über 80% der Menschen, die mehrere Jahre in einer Entzugsklinik verbracht hatten und anschliessend wieder in den Alltag gehen, fallen zurück in das alte Schema.


Am Abend stand ein Jugendtreffen auf dem Plan. Neben der Predigt, Zeugnissen und einem Sketch, wurde auch zusammen gegessen, gespielt und viel ausgetauscht. Wir durften Zeugen von einer Heilung sein (Schmerzen im Daumen sind sofort verschwunden) und zwei Teenager gaben ihr Leben dem Herrn. Halleluja! Ein paar junge suchten auch Übereinstimmung im Gebet für die Heilung von Traumata aus der Vergangenheit. Wir durften an diesem Abend lange dienen und hatten anschliessend noch sehr viel Spass zusammen.



Tag 4: Donnerstag, 14.12.2023

Den Donnerstag starteten wir damit, die Kirche für das Kids-Event am Freitag zu dekorieren. Richtig, auch dekorieren gehörte zu unserem Dienst. 😉 Wir nutzten die Zeit, um währenddessen die Mitarbeiter/innen der Kirche besser kennenzulernen.


Diesen Nachmittag hatten wir das wohl stressigste Event der Woche. Kostenlos Essen an Bedürftige verteilen. Normalerweise dürfen die ersten 120 Personen während einer Stunde kostenlos Essen abholen. Da wir eine grössere Gruppe waren, durften alle Menschen, die es während dieser Stunde schafften in den Laden zu kommen, Essen mitnehmen. Ich habe noch nie zuvor eine so grosse Schlange an Menschen gesehen, die während sehr kalten Temperaturen teilweise ohne Jacken, Stunden bevor es losging, draussen warteten. Das Essen wurde komplett von unseren Spenden finanziert. Die Menschen durften nur in Begleitung von uns in den Laden und jeder ging mit drei Plastik-Beuteln wieder heraus. Wir halfen beim Einpacken der Waren und konnten so noch Gespräche über die unterschiedlichsten Dinge führen und alle zum Sonntagsgottesdienst einladen. Anschliessend begleiteten wir sie zum Auto und fragten, ob wir für sie beten dürften. Auch hier hatten wir teilweise noch längere Gespräche, bevor die Menschen dann fuhren. Insgesamt wurden an diesem Abend 397 Personen mit Lebensmitteln versorgt.


Tag 5: Freitag, 15.12.2023

Freitagvormittag verbrachten wir zusammen mit der Pastorenfamilie in einer Natur-Outdoor Therme. Entspannen und Zeugnisse austauschen. Hier erzählten die Pastoren uns, wie Gott sie nach Wyoming gerufen hatte und das die neu gebaute Kirche ca. 2,2 Mio. Doller gekostet hat, was ohne Kredit finanziert wurde. Es ist eine Geschichte für sich, wie Gott die Menschen für dieses Projekt zusammengebracht hat. Viele Menschen, die zwei Jahre ihres Lebens dafür gaben, mitzuhelfen, dass dieses Projekt erfolgreich abgeschlossen wurde, sind nur ein kleiner Teil der Geschichte.


Am Abend fand das grösste Event des Jahres für die Kinder statt. Die Geburtstagsfeier für Jesus. Gerade die Kinderarbeit ist ein grosser Bestandteil des Ministry und der Kirche. Bei den Kindern im Reservat sind die PTSD-Raten so hoch wie bei Soldaten, die aus dem Krieg zurückkehren. Dies ist hauptsächlich auf Gewalt und Sucht in den Familien zurückzuführen.



Tag 6: Samstag, 16.12.2023

Heute durften sich Eltern, die nur wenig Geld haben, Geschenke für ihre Kinder aussuchen. Hierfür mussten sie sich nur vorher anmelden und die Anzahl der Kinder angeben. Der Grossteil der Geschenke wurde ebenfalls von den Spenden bezahlt. Ich fragte die meisten Eltern, die ich begleiten durfte, wie das Weihnachtsfest bei ihnen aussieht. Die meisten Väter sagten mir, dass sie ins Casino gehen, um dort das erhaltene Geld vom Stamm auszugeben… Insgesamt kamen ca. 50 Familien die zwischen 2-14 Kinder hatten, um Geschenke abzuholen



Unseren vorletzten Abend verbrachten wir in der Kirche, wo wir ein Powwow erleben durften.

Powwows sind der in der Öffentlichkeit deutlichste Ausdruck nordamerikanischer Indianerkulturen. Die Teilnehmer präsentieren stolz ihre Stammeszugehörigkeit und erneuern bei jeder dieser Veranstaltungen ihr Selbstverständnis als „Native Americans“. Demnach sind Powwows soziologisch betrachtet weit mehr als nur indianische Volksfeste. Der Zweck eines Powwows besteht darin, den gemeinschaftlichen Geist zu stärken und die Zugehörigkeit zu einer indianischen Kultur aktiv zu leben. (Quelle: Wikipedia)

Nach der Zeremonie konnten wir unsere Fragen loswerden und assen zusammen ein traditionelles Abendessen in guter Gemeinschaft.


Tag 7: Sonntag, 16.12.2023

Am Sonntagmorgen waren wir für das Programm im Gottesdienst zuständig. Ca. 130 Personen kamen zum Gottesdienst. Neben zwei starken Zeugnissen von Personen aus unserer Gruppe (eine Heilung von diversen Krankheiten, sodass sie aus dem Rollstuhl aufstehen konnte und ihn heute nicht mehr braucht und die Befreiung von Drogenabhängigkeit von mehreren Jahren) durfte ich mit dem Wort dienen. Unsere Gruppenleiterin sagte mir bereits einen Monat vor unserem Trip, dass sie glaubt von Gott gehört zu haben, dass ich die Predigt geben soll. Während dem Mission Trip wurde mir klar, welchen Input ich bringen sollte. Es ging darum, was die biblische Definition vom Christentum ist und was das Evangelium bedeutet und bewirkt hat. Wir schlossen mit einem Altaraufruf ab und drei Personen übergaben ihr Leben Christus. Auch kamen Personen zum Gebet nach vorne, die mit traumatisierten Vergangenheiten oder aktuellen Erlebnissen zu kämpfen hatten bzw. haben. Überraschenderweise kamen anschliessend junge und ältere Gläubige auf mich zu und sagten mir, dass die Predigt sehr viel Klarheit in ihrem Glaubensleben geschaffen hat. Halleluja! Nach dem Gottesdienst wurden noch einige Fragen beantwortet und wir verbrachten Zeit beim gemeinsamen Mittagessen.



Der Tag wurde mit dem Gefängnisbesuch am Abend abgerundet. Es handelt sich um ein Gefängnis mit der niedrigsten Sicherheitsstufe. Hier sind Gefangene, welche mehrere Jahre im Gefängnis verbracht haben, um sich während den letzten zwei Jahren langsam wieder an das normale Leben zu gewöhnen. Wir starteten mit vier Liedern, gefolgt von einem Sketch und einem kurzen Input von der Pastorin Sarah Lucas mit einem Altaraufruf. Die meisten Gefangenen bevorzugten eins-zu-eins Gespräche. Mir wurden einige biblische und allgemeine Fragen gestellt, wie zum Beispiel: «Warum hat Gott meine Frau, die gläubig war, getötet?» oder «Ist es falsch, wenn ich wütend auf Gott bin?». Ich hatte die Gelegenheit, auf die Fragen einzugehen und das Evangelium weiterzugeben. Mit anderen, die bereits die Wiedergeburt angenommen hatten, durfte ich einen guten Austausch über das Wort haben, indem wir uns gegenseitig ermutigten und voneinander lernten. Mein erster Gefängnisbesuch hat mich sehr gesegnet und aufgebaut. Neben drei Wiedergeburten durften wir auch drei Personen im Heiligen Geist taufen.


Kleine Randnotiz zum Gefängnisbesuch: Nur sehr wenigen Pastoren ist es erlaubt, in diesem Gefängnis zu dienen und das Wort zu lehren. Als vor drei Jahren die erste Gruppe vom Charis Bible College dort diente, wurden so viele Menschen verändert, dass das Gefängnis beim Charis Bible College anfragte, ob sie Materialien für die Gefangenen bereitstellen könnte. Dadurch haben die Menschen dort nun Material zum Studieren, Bücher zum Lesen und vieles mehr…

Tag 8: Montag, 17.12.2023

Vollgepackt mit Erlebnissen und Erfahrungen sind wir am 17.12.2023 wieder den Rückweg nach Colorado angetreten.


Abschliessende Worte….

Ich bedanke mich bei allen, die diese Missionsreise möglich gemacht haben. Es war eine augenöffnende Erfahrung für mich. Nicht nur, weil ich vorher noch nie in einem Indianer-Reservat gewesen bin, sondern weil ich auch aus erster Hand erfahren habe, mit welchen grossen Nöten und Gedanken die Menschen dort zu kämpfen haben. Ich durfte sehen, dass Menschen durch das Evangelium verändert wurden. Wir als Gruppe hatten das Ziel, den Menschen Jesus zu zeigen. Unsere Botschaft war das Evangelium vom Reich Gottes, und nicht das Evangelium der Erlösung, dass ein Teil davon ist. Neben 10 Wiedergeburten durften wir auch zwei physische Heilungen und drei Taufen feiern. Ich liebe es, wie Pastor Bill Johnson den Unterschied zwischen dem Evangelium der Rettung und dem Evangelium vom Reich Gottes beschreibt.

Pastor Bill Johnson: "Das Evangelium der Rettung ist herrlich, aber es ist nur ein Teil des Evangeliums vom Reich Gottes. Das Evangelium der Rettung ist darauf ausgerichtet, in den Himmel zu kommen. Das Evangelium vom Reich Gottes ist darauf ausgerichtet, den Himmel zu bringen. Wir müssen aufhören, unser Ziel mit unserer Aufgabe zu verwechseln." (Persönliche Übersetzung aus dem Englischen)

Gott hat und tut wunderbare Dinge durch das Ministry «Foundations for Nations». Ich bin mir sicher, dass jeder von euch der diese Reise möglich gemacht und uns ausgesendet hat, denselben Anteil im Himmel bekommen wird, wie wir, die wir vor Ort waren und den Menschen dienen durften.


Wenn ihr ein paar mehr Bilder von unserem Missions Trip sehen möchtet, könnt ihr dies auf der Facebookseite unter https://www.facebook.com/groups/881479390020420/ tun. Nochmals vielen Dank an alle, die dies möglich gemacht haben. Der Herr ist mit uns!

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